Schuleingangsphase (SEP)

Kinder sind verschieden: Sie haben unterschiedliche Begabungen, jeweils andere Stärken und Schwächen. Das macht sie so interessant und so liebenswert.

Die Entwicklung des einzelnen Kindes verläuft ganz individuell, auf ganz individuellen Wegen und in einem individuellen Tempo. Jedes Kind erschließt sich Dinge auf eine andere Art und Weise. Darauf müssen wir Lehrkräfte uns einstellen („mit der Geduld eines Gärtners, der Ruhe eines Schäfers und der Zuversicht eines Wissenschaftlers“ Rolf Robischon) um allen Kindern die Chance zu geben sich bezüglich seiner Voraussetzungen optimal entfalten zu können. Im Leben sollte nicht zählen, wann jemand etwas gelernt hat, sondern dass jemand etwas gelernt hat.  Deshalb ist es uns ein wichtiges Anliegen, dass Kinder sich bestmöglich entwickeln können und lernen, sich Wissen eigenständig zu erschließen und anzueignen. Jedes Kind soll erfolgreich sein dürfen, denn jedes Kind will lernen. Durch vielfältige Formen des Lernens sollen sie hingeführt werden zur Selbstständigkeit, Selbsttätigkeit und zum rücksichtsvollen Miteinander.

 

 

Mit der Umgestaltung der Schuleingangsphase (SEP) in Sachsen–Anhalt sind beste Voraussetzungen dafür geschaffen worden.

 

 

Guter Unterricht heißt für uns, den Kindern Zeit zum Begreifen und Üben zu lassen. Jedes Kind kann individualisiert gefördert werden und entsprechend seinem Lernvermögen zwischen einem und drei Jahren in der SEP verweilen. „Die SEP als pädagogische und organisatorische Einheit hilft, sowohl eine längere als auch eine kürzere Verweildauer nicht als solche zu empfinden, da das Lernen in altersgemischten Lerngruppen für ein, zwei oder drei Jahre ein bekanntes und festes Lernumfeld für die Kinder bietet.“ (siehe: Elterninformation zur SEP für das Land Sachsen- Anhalt, Kultusministerium Sachsen- Anhalt)

 

 

Das Lernen in altersgemischten Lerngruppen fördert die Potenziale der Kinder.

 

 

Seit dem Schuljahr 2010 / 2011 unterrichten wir an unserer Schule in der Jahrgangsmischung. Das kommt den Bedürfnissen der Kinder entgegen, sich an Vorbildern zu orientieren und auch durch Nachahmung zu lernen. Unsere Regeln und Rituale übernehmen die Neuen durch Imitieren und haben so mehr Zeit für ihre Arbeit. Der wesentliche Vorteil in der Mischung besteht in der großen Flexibilität, die  den Kindern ermöglicht wird. Die Kleinen sind erstaunt, was die Großen schon leisten. Sie erfahren vieles durch die Arbeit mit den Großen, werden mit Begrifflichkeiten vertraut und ihre Neugier wird geweckt. Leistungsstärkere Kinder werden durch Lernangebote für die nächsthöhere Jahrgangsstufe herausgefordert. Dies führt den Kindern die Vielfältigkeit vor Augen, weckt ihre Neugier, denn „Begeisterung ist Dünger fürs Gehirn“ (Gerald Hüther). Sie erfahren hierbei auch ihre Grenzen oder erproben neue.

 

 

Kinder lernen voneinander besser, weil sie sich in ihrer Sprache, ihren Vorstellungen, ihrem Denken und Fühlen näher sind als Erwachsene. Indem sie ihre Arbeit erklären, ordnen sie ihr Wissen und teilen es verständlich mit. Durch dieses Kommunizieren wird nicht nur der Wortschatz erweitert, sondern sie setzen sich erneut mit der Thematik auseinander, festigen und vertiefen somit ihr Wissen und behalten es schließlich besser. „Wenn man etwas lehrt, wird einem der Gegenstand selbst klarer. Durch nichts lernt man mehr, als durch das Lehren anderer, besonders wenn man den Gegenstand nicht sehr gut beherrscht. Denn die Anstrengungen des anderen wirken wie eine Fehlerkontrolle für sich selbst und regen an, sich mehr Kenntnisse zu erwerben, um den anderen zu vermitteln was er braucht“ (Maria Montessori). Selbst leistungsschwächere Kinder erleben sich beim Unterstützen jüngerer als kompetent. Der Erwerb von Lernstrategien geschieht ganz nebenbei.

 

 

Die Älteren erleben, wie groß ihr Wissenszuwachs seit Beginn der Schule ist. Was ihnen früher noch schwer fiel, erscheint heute ganz einfach. Sie werden zu höheren Leistungen motiviert, Lerninteresse und Lernbereitschaft werden erweitert oder manchmal sogar erst geweckt. Aus gegenseitiger Hilfe entsteht Achtung voreinander und die Anerkennung ihrer Arbeit.

 

 

Unser Unterricht folgt dem Prinzip, Lernen an und aus der Erfahrung (und nicht durch Belehrung). Die Kinder sollen ihre Ziele möglichst selbst erreichen können, ohne dass ihnen von den Lehrkräften alles vorgegeben wird. „Denn ein guter Lehrer hat nur eine Sorge: zu lehren wie man ohne ihn auskommt“ (Andre‘ Gilde). Alle Kinder sollen ihrem Können entsprechend die Aufgaben bewältigen dürfen. Sie haben somit die Möglichkeit, ihr eigenes Wissen zu erproben. Denn unser „Unterricht soll so lebendig wie möglich sein, so praxisnah und anwendbar wie möglich und so sehr am jeweiligen Entwicklungsstand des betreffenden Kindes wie möglich.“ (Gerald Hüther). Deshalb haben die Kinder während der Werkstattarbeit die Erlaubnis, sich frei zu bewegen, zusammen zu arbeiten, miteinander zu reden und die zahlreichen Materialien zu nutzen, die im Klassenraum zur Verfügung stehen.

 

 

Das Vertrauen in die Lernbereitschaft der Kinder und die Erkenntnisse der neurowissenschaftlichen Untersuchungen zum Lernen (zum Bsp. von Kognitionspsychologin Elsbeth Stern, Neurobiologe Prof. Günther Hüther, Psychologe und Hochschullehrer Manfred Spitzer, Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Peter Struck) hat uns dazu bewogen, neue Wege beim Lernen zu gehen. 

 

 

Ein wichtiger Baustein für unseren Unterricht ist das

 

Lesen lernen durch Schreiben.

 

Seit August 2009 lernen die Kinder unserer Schule selbstgesteuert und individuell durch eigenes Schreiben das Lesen (nach dem Konzept von Jürgen Reichen). Dazu gehören nicht nur das tägliche Verschriften von eigenen Wörtern und Sätzen unter Nutzung einer Buchstabentabelle, sondern auch viele Übungsmöglichkeiten zur Wortschatzerweiterung und Begriffsbildung, zur Wahrnehmung und Konzentration sowie zur Denkerziehung. All das hilft den Kindern das Lesen zu lernen. Es entwickelt sich sozusagen automatisch als Begleitprodukt des Schreibens. Die Kinder schreiben ihre ersten Wörter nach dem Prinzip der Laut- Buchstaben- Zuordnung und deshalb nicht unbedingt rechtschreiblich korrekt. Die Fehler muss man erst einmal tolerieren und akzeptieren, damit die Kinder die Lust am Schreiben nicht verlieren. „Was pädagogisch zählt und das Kind weiterführt ist nicht der Hinweis auf gemachte Fehler, sondern die Anerkennung erbrachter Leistungen“ (Kurt Meiers). Mit der Zeit entdecken sie schon von selbst Regeln und Abweichungen zwischen Sprechen und Schreiben. Das eigentliche Rechtschreibtraining beginnt dann erst in den folgenden Schuljahren.

 

 

Uns ist wichtig, dass alle Kinder Freude am Lernen haben, denn „ein Mensch kann nur das lernen und sich einprägen, was Emotionen hervorruft, und zwar positive“ (Manfred Spitzer).  Gerald Hüther formuliert das so: „Das Lernen funktioniert bei Kindern immer dann am besten, wenn es ein bisschen unter die Haut geht. Negative Gefühle wie Angst und Stress machen Lernen nahezu unmöglich.“


 

Wir Lehrkräfte begleiten die Kinder auf ihren Wegen des entdeckenden Lernens, unterstützen ihre Bemühungen, geben Hinweise zum Weiterkommen, motivieren und fordern sie zum Lernen heraus. Wir stehen ihnen zur Seite, wenn sie uns brauchen.

 

Auch in Mathematik wollen wir über das individuelle Lernen zum Ziel kommen. Die Kinder erarbeiten sich mit Hilfe von Etappen-Mappen ihr Wissen sehr selbstständig. Lernkreis, Partnerarbeit und der Lehrer als Lernbegleiter helfen bei der Erarbeitung von neuem Lernstoff und bei auftretenden Fragen und Problemen. Jedes Kind kann die Rechenwege und Anschauungsmittel verwenden, die ihm am besten helfen. Am Ende jeder Etappe muss und will (was eigentlich unglaublich klingt) jeder in einem Test beweisen, dass er sein Wissen anwenden kann.




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